Silvia, Anke, Peter und Ralf treffen sich auf der Führungsebene zu einem Quartalsmeeting. Sie alle vier sind hoch kompetent und Experten ihres Bereiches und ihrer Branche. Es geht darum, für das letzte Quartal die gemeinsame Fokussierung festzulegen, um die verbleibende Zeit bis zum Ende des Jahres geschäftsstärkend zu nutzen. Es kommt zum sachlichen Schlagabtausch: Jeder argumentiert kräftig mit seinen Kompetenzen und aus eigenen Sichtweisen – das Gespräch ist anstrengend und nicht zielführend.
Man könnte meinen, dass das Meeting vielleicht nicht gut strukturiert war, dass es keine konsequente Moderation gab – ja, diese Fälle gibt es auch und sogar sehr häufig. Doch häufig liegt die eigentliche Ursache tiefer: in der nicht berücksichtigten Gefühls- und Beziehungsebene in der Führung.
Es geht in der gemeinsamen Zusammenarbeit eben nicht nur um Kompetenz, sichtbares Verhalten, Strukturen oder Prozesse, sondern ebenso um innere Haltung, Führungskultur und die Qualität der Kommunikation. Genau hier entscheidet sich, ob Zusammenarbeit wirksam wird oder stagniert.
Wieso mein Innenleben in der Führung relevant ist
Einige Führungskräfte, aber auch MitarbeiterInnen fragen sich bei zunehmender Komplexität, was die Beziehungsebene, die eigene Haltung oder Emotionen mit dem beruflichen Alltag zu tun haben. Nicht selten werde ich gefragt, ob es wirklich notwendig sei, dass MitarbeiterInnen Kollegen und Kolleginnen tiefere Einblicke in persönliche Sichtweisen und ihr Innenleben geben sollen.
Ja – wenn wir an echter Weiterentwicklung, Reife und wirksamer Führung interessiert sind. Vor allem in einer Arbeitswelt, die immer fluider, unsicherer und dynamischer wird, ist die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Innenleben kein „Nice-to-have“, sondern eine Führungsressource.
Es geht um mehr als Methoden
Gelingende Teamarbeit und der Aufbau einer tragfähigen WIR-Kultur basieren auf einem ganzheitlichen Ansatz. Um Zusammenarbeit auf eine vertrauensvolle Basis zu stellen, gemeinsame intelligente Entscheidungen zu treffen und Aufgaben wirksam zu verzahnen, müssen wir unsere psychischen, emotionalen und intellektuellen Anteile einbringen.
Meine innere Verfassung als Ausgangspunkt
Um das zu können, müssen wir uns selbst gut kennen. Wir brauchen Klarheit über unser inneres Erleben, unsere körperlichen und emotionalen Empfindungen sowie unsere mentalen Prozesse. Ein wirksamer WIR-Prozess beginnt immer beim Einzelnen. Je reflektierter Menschen mit sich selbst umgehen, desto konstruktiver gestalten sie ihre Beziehungen und Entscheidungen im Team.
Unsere Projektionen im Führungsalltag
Kann Peter beispielsweise eigene Zweifel oder Wut nicht wahrnehmen, weil ihm der Zugang zu seinem inneren Erleben fehlt, wird diese innere Spannung häufig unbewusst in Meetings eingebracht oder auf andere projiziert. Der Austausch wird diffus, missverständlich und anstrengend.
Klarheit in der Kommunikation entsteht aus innerer Klarheit. Wer führen will, muss die eigene innere Verfassung reflektieren können.
Warum das Innenleben von Teams immer wichtiger wird
In Unternehmensumfeldern mit zunehmender Komplexität, durchlässigen Strukturen und permanentem Wandel – wo es kein eindeutiges „entweder oder“ mehr gibt, sondern ein „sowohl als auch“ – gewinnt die Gefühlsebene in Teams und Führungsgremien massiv an Bedeutung.
Selbstreflexion als Grundlage wirksamer Führung
Immer häufiger braucht es die ehrliche Auseinandersetzung mit Fragen wie:
-
Was denke ich gerade?
-
Wie fühle ich mich im Hinblick auf das anstehende Thema oder Gespräch?
-
Was brauche ich, um innere Klarheit zu gewinnen?
-
Was ist mir im aktuellen Entscheidungsprozess wirklich wichtig?
Ein kraftvolles WIR entsteht aus einem selbstreflektierten ICH.





