Lisa S. zupfte mich nach einem gemeinsamen Zukunfts-Workshop am Ärmel und bat mich, mir doch bitte noch einmal genau zu erklären, wie sie den Übergang in der durchzuführenden Zukunftsreise gegenüber dem Team gestalten und einleiten soll. Auch fragte sie mich, ob ich ihr nicht einige Argumente noch einmal diktieren kann, damit sie diese auch korrekt verwendet, denn schließlich wolle sie nichts falsch machen, sondern möglichst alles richtig.

ZUKUNFT – EINE ZEITEINHEIT, DIE VOR UNS LIEGT

Viele ehrgeizige und leistungsorientierte Menschen, denen ich im Unternehmen begegne, wollen es richtig machen. Auch – und gerade – bei der Frage der Zukunftsgestaltung. Sie wollen auch in der Zukunft die Besten, Erfolgreichsten und Richtigsten sein. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Die Frage ist nur, ob es mit solch einer Zielhaltung in Sachen Zukunft funktioniert.
Schauen wir mal genauer hin. Es geht also um Zukunft. Also um eine Zeiteinheit, die vor uns liegt, die alle Beteiligten meist noch nicht kennen, noch nicht erlebt haben und wo noch keiner eine wirklich angeblich „richtige“ Erfahrung gemacht hat und über die wir eigentlich nur eine Vermutung anstellen können.

WENIG AHNUNG, ABER ENTSCHEIDEN WOLLEN

Zukunft muss heute von allen Unternehmen gestaltet werden und daher gibt es innerhalb des Unternehmens auch zahlreiche Zukunftsaktivitäten und -auseinandersetzungen. In regelmäßigen Abständen werden einige Menschen und Teams damit beauftragt die Zukunft zu definieren, Hochrechnungen anzustellen und Szenarien zu entwickeln. Oftmals kommt es dann im Verlauf der Zukunftsauseinandersetzung zu einer Präsentation. Meist ist diese mit akribischer Gewissenhaftigkeit, gerade wenn auch der Vorstand oder die Geschäftsführung bei der Präsentation dabei ist, von dem beauftragten Team, mit Zeit und Sorgfalt vorbereitet worden.

Und obwohl alle anderen eingeladenen Meetingteilnehmer sich im Vorfeld nicht intensiv mit der jetzt dargestellten Zukunftsthematik auseinandergesetzt haben und daher genauso wenig Ahnung haben wie vorher, schießen die Ersten los und sagen warum der Vorschlag nicht richtig sein kann und warum dies nicht so geht und welches Expertenwissen man vergessen hat einzubinden. 

DIE GESTALTUNGSENERGIE IM UNTERNEHMEN GEHT VERLOREN

Statt offen zu sein, neugierig zu bleiben und solche Fragen zu stellen, wie: Was wäre, wenn das vorgestellte Vorhaben gelingen würde? Wie müssten wir uns aufstellen und Ressourcen bündeln, damit unser Vorhaben ein Erfolg wird? – Geht es heute leider immer noch viel zu oft sehr schnell darum, wer hat hier recht und wer nicht, wer ist hier der bessere Experte, wer hat hier die Macht und was ist alles nicht berücksichtigt worden.

Ein schlechtes Spiel, da somit alle vorhandene Gestaltungsenergie des Unternehmens verloren geht, welche man eigentlich für die Realisierung benötigt. Es ist sogar noch schlimmer die Energie derjenigen, welche sich damit auseinandergesetzt haben, wird sogar noch zerschlagen und fehlgeleitet. Denn jetzt muss nur noch Energie aufgebracht werden, um dagegen zu halten. Ein in die Zukunft gehen, ist gestoppt. 

DAS ABSURDE SPIEL

Wir müssen uns heute mehr denn je verdeutlichen, wer richtig sein will, sucht das Absolute, die angeblich „einzige“ Wahrheit. Und ganz ehrlich eine Haltung zu einem Zukunftsvorschlag im Sinne von: „Das klappt eh nicht …“ funktioniert immer. Denn meist finden sich dann im Unternehmen immer genug Unterstützer für diesen Einwand.

Oder man gibt auf das Team mit weiteren Absicherungs- und Erwartungsforderungen so viel Druck, dass die ganze Energie aus der Gruppe gezogen wird, so dass bald nicht mehr alle an einem Strang ziehen und das Team zerbricht.

Dieses absurde Spiel agiert mit der Grundhaltung: Bloß recht haben, nichts riskieren, nicht offen sein, keine Fehler machen. Die Teams und Unternehmen die so agieren, werden nie ihr Potential heben, sie werden weit unter ihren Möglichkeiten agieren, geschweige denn, wirklich dauerhaft Lust an der Zukunftsgestaltung etablieren können.

Wir müssen uns immer vor Augen führen, wer recht haben will, der ist im wahrsten Sinne des Wortes für sich, in seiner inneren Einstellung, fertig und er macht je nach Position im Unternehmen gegebenenfalls viele Mitarbeiter noch zusätzlich fertig. 

ANGEKOMMEN IN DER SACKGASSE

In dieser Haltung endet jeder Dialog, das gemeinsame konstruktive Suchen und jede Möglichkeit des Experimentierens, um wirklich in die Zukunft zu kommen in der Sackgasse. Da geht es nicht mehr um ein offenes Denken und ein Denken in Optionen, sondern da geht es darum recht zu haben. Wer immer recht haben will, auch in der Zukunft, wird einsam, da immer mehr Menschen erkennen werden, dass dies sich nicht richtig anfühlt. Und ja, richtig gehört, es geht nicht darum, dass ist nicht richtig auf rationaler Ebene ist, sondern es geht um ein „nicht richtig anfühlen“.

MEINE GANZ EIGENE ERFAHRUNG

Auf meinem eigenen Weg in die Zukunftsgestaltung habe ich mich sicherlich zu 50 % nicht davon leiten lassen, was mir so viele Erfahrene, Experten und gute Berater für richtig erklären wollten. Und tatsächlich waren meine Entscheidungen nicht immer logisch, objektiv oder rational. Sehr, sehr oft lasse ich mich bis heute von meiner Intuition leiten und noch mehr von der tiefen Überzeugung, dass ein Erschaffen der Zukunft auf ein positives Ziel fast immer gelingt. Vielleicht habe ich an der ein oder anderen Stelle Umwege gemacht, aber die haben mich eher im Kontext meiner eigenen Lernerfahrung bereichert.

ZUKUNFT IST EINE HALTUNGSFRAGE

Wir benötigen für eine gemeinsame Zukunftsgestaltung und das Heben der kollektiven Intelligenz im Unternehmen mehr Offenheit, Neugier und Einlassen. Dabei geht es nicht um ein einzubringendes Verhalten, sondern um eine Haltung. Eine Haltung die drei Dinge ermöglicht:

1. Zukunft kann von jedem und von uns allen gestaltet werden. Ich sage immer: Entweder Du gestaltest die Zukunft oder Du wirst gestaltet. Wir haben noch nie so viele Zukunftsgestalter benötigt, wie heute, da sich täglich neue spannende Themen und
Veränderungen ergeben. Wir befinden uns in einem Dauer-Wandel.
2. Die Zukunft, die entsteht, machen wir mit unserem Gedanken. Daher kann die Zukunft klein oder groß sein. Es liegt an uns und unserem Denken. Die Grenzen, welche es für die Zukunft gibt, sind unsere eigenen Grenzen des Denkens.
3. Wir dürfen zuversichtlich bleiben und der Zukunft vertrauen. Die Zukunft ist seit je eher eine Projektionsfläche, daher können wir mutig sein. Ängste blockieren unsere Kreativität und damit auch das was eigentlich entstehen könnte.

Wir müssen uns eingestehen, dass unsere Haltung all das, was wir erleben und erleben werden, prägt. Sie limitiert unsere Möglichkeiten oder sie gibt uns Chancen. Und eins ist gewiss, unsere Haltung hat die Eigenschaft sich stets zu bestätigen.

Unsere Haltung und das daraus resultierende Verhalten macht den Unterschied, ob wir mit einer bisherigen und geprägten oder mit einer offenen und neuen Herangehensweise an die Zukunftsgestaltung gehen.

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