WIE KOMME ICH AN MEINE MITARBEITER DIGITAL HERAN?

Aktuell werde ich immer wieder mit der Aussage konfrontiert: „Mir entgleiten die Mitarbeiter im Homeoffice vermehrt.“ Und tatsächlich ist dies ein riesen Problem, da ein Unternehmen meist dann erfolgreich ist, wenn die unternehmerische Arena der Kooperation und Gemeinschaft weiterhin besteht. Wozu sind Unternehmen denn dann noch da, wenn es nicht mehr gelingt ihre kollektive Intelligenz zu bündeln.

Was ich in diesem Zusammenhang oft feststelle ist, dass vielmals noch auf die traditionellen Vorgehensweisen des Umganges, des Miteinanders und des Aktivierens gesetzt werden, aber man nicht mutig genug ist, andere Schwerpunkte zu setzen um der ungewohnten Situation Herr zu werden.

ZUSAMMENHALT ENTSTEHT NICHT VON SELBST

Es wäre eine fatale Fehleinschätzung, überließe man die aktuelle Herausforderung einer immer individualisierteren, fragmentierteren Gesellschaft, welche sich auch im Unternehmen wiederspiegelt, dem Selbstläufer. Die direkten Auswirkungen auf die Zusammenarbeit in den Organisationen wären substanziell. Dabei sollten wir eher verstehen, dass die Gestaltungsmöglichkeiten auf unternehmerischer Seite heute enorm hoch sind, um gegen diese gesellschaftliche Entwicklung zu wirken, die das Gefüge noch weiter auseinandertreibt.

Es ist ein Grundverständnis zu akzeptieren: Zusammenhalt entsteht nicht von selbst! Für Führungskräfte ist es ein Auftrag, der initiiert werden muss. Gefragt ist daher ein erweitertes Verantwortungsbewusstsein nicht nur für die messbaren Ergebnisse, sondern auch für die Förderung des Zusammenhaltes. Es geht heute im virtuellen Raum noch mehr als bisher um ein gemeinschaftsorientiertes Führen. Gern möchte ich nachfolgend auf drei Ansätze aufmerksam machen, die nach meiner Beobachtung, immer relevanter werden.

DAS „WARUM“ ALS ANKER

Kennzahlengetriebene Führungskräfte kommunizieren gern Leistungsindikatoren als Wegweiser. Auf den ersten Blick mag dies wirken, besonders in sehr wettbewerbsfähigen Unternehmenskulturen ist eine klare messbare Zielmarke immer auch ein Indikator für Erfolg.

Mit einer Anerkennung des Mitarbeiters als mitdenkender Mensch hat dies allerdings wenig zu tun und entsprechend wenig Energie lässt sich auf Dauer daraus ableiten. Was Menschen in einer virtuellen Welt, im Kontext der eigenen Zugehörigkeit, sehr wesentlich interessiert, ist das WARUM. Leider erlebe ich, dass immer noch viel zu wenig Führungskräfte sich um die Beantwortung des Warums in Gemeinschaften bemühen. Oft stelle ich sogar fest, dass sie sich selbst das Warum gar nicht beantworten können. Sie sind selbst in ihrem eigeninitiierten Hamsterrad gefangen. Da bleibt oft wenig Raum sich mit dem Warum auseinander zu setzen.

Und dabei kann die klare Erklärung des Warums, oder vielleicht auch schon die Bemühung darum, eine positive Nachricht an die Mitarbeiter senden. Denn diese erhalten hierdurch einen Anker, woraus sich ihre Daseinsberechtigung erklären lässt. Diese Vorgehensweise hat auch immer etwas mit der sozialen Anerkennung des Kollegen zu tun. Die vielfache Beantwortung des Warums im Wandel darf daher kein Nebenprodukt sein, sondern als zentrales Kernelement angesehen werden. Dies hat mit Nachhaltigkeit zu tun, mit Vorbildwirkung und mit einem Engagement für den Wandel.

GEMEINSAME WEITERENTWICKLUNG

Weiterbildung und damit auch gemeinsame Weiterentwicklung in den Unternehmen, aber auch in Abteilungen und Teams, schafft Zusammenhalt. Sie ist heute nicht nur der Schlüssel zum Unternehmenserfolg, sondern auch zu sozialer und kultureller Teilhabe. Wenn wir kontinuierlich eine gemeinsame Weiterentwicklung und damit auch Weiterbildung aufgreifen, sind wir in der Lage unterschiedliche Startvoraussetzungen auszugleichen und damit soziale Durchlässigkeit im Unternehmen zu fördern.

Beobachtbar ist hierbei, dass wenn die Fähigkeit eines Teams zur inneren Mobilität und Flexibilität abnimmt, sich die Teammitglieder Halt in anderen Peer-Gruppen suchen die besser zu ihnen passen. Innerhalb des Teams kommt es dann zu Rückzug und Abgrenzung, die Lernkurve im Team verflacht. Eine Negativspirale setzt sich in Gang.

Und noch etwas ist zu beachten! In der rasant zugenommenen digitalisierten Welt mag es zwar wichtig erscheinen, hochspezialisiertes Fachwissen vorweisen zu können, doch geht es heute um mehr! Nämlich weniger um die Fachkompetenz und mehr um die humanistische Facette im Wandel, die man mit drei Richtungen beschreiben kann:

  1. Den Wandel verstehen: Umgang mit Komplexitäten
    2. Den Wandel meistern: Förderung von Veränderungsbereitschaft, Eigenverantwortung und interkulturelles Handeln
    3. Gemeinsam Neues erschaffen: Kommunikation, Moderation und Ausprobieren/ Experimentieren

MITGESTALTUNG ERMÖGLICHEN

Mitgestaltung und -bestimmung sind Potentiale, die für den Zusammenhalt und das Gelingen von Gemeinschaften essentiell sind. Soll das WIR gestärkt werden, müssen Handlungsspielräume geöffnet und Unternehmergeist vorangetrieben werden. Der Wunsch nach Mitgestaltung wird gerade auch durch die neue Generation weiter wachsen und jede Führungskraft ist gut beraten, neue Formate hierfür zu entwickeln.

Gemeint sind dabei nicht nur Umfragen und Abstimmungen, an denen ich mich beteiligen darf, sondern auch Aktionen und Instrumente, die darin unterstützen Einstellungen und Meinungen anderer Menschen besser zu verstehen und mich an der Problemlösung mitwirken lassen.

Teilhabe darf in den Unternehmen auch nicht bei der finanziellen Beteiligung am Unternehmenserfolg aufhören. Bonusregelungen und Gewinnbeteiligungen führen motivatorisch meist in die Sackgasse, leistungsorientierter Lohn führt zur lohnabhängigen Leistung. Wer sich nicht wirklich einbringen kann, sondern finanziell abgespeist wird, wird sich nur im Rahmen seiner eigenen Interessen beteiligen.

Wer allerdings seine Rollen selbst gestalten und mit anderen Mitarbeitern Ziele und Maßnahmen festlegen kann, wer Verantwortung für das Gelingen oder Scheitern von selbstdefinierten Vorhaben übernehmen darf, wer nicht nur dafür belohnt wird in existierenden Strukturen bestmöglich zu performen, sondern Strukturen auch formen und verändern darf, fühlt sich beteiligt.

Oft werde ich in diesem Zusammenhang gefragt, ob nicht genau dann ein nicht mehr beherrschbares Chaos entsteht. Vielleicht passiert dies, aber oft nur dann, wenn nicht alle im Unternehmen das Warum kennen. Hier schließt sich der Kreis.

MEHR ERMÖGLICHEN UND NEUE PERSPEKTIVEN ERÖFFNEN

Mitgestaltung bedeutet heute sich einsetzen zu können, zu dürfen und auch zu müssen. Nicht nur für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens, sondern auch für das gegenseitige Vorankommen im Geiste eines gemeinsamen WIR`s.

Natürlich ist es einfacher sehr homogene Gruppen zu führen und diese auf gemeinsame Ziele und Interessen einzuschwören. Dies war aber gestern, heute reicht dieser Ansatz nicht mehr aus. Die sich zeigende Diversität und der dringend benötigte Zusammenhalt sind kein Widerspruch, sie bedürfen nur neuer und anderer Anstrengungen und einem weiterentwickelten Führungsansatz.

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