Bin ich glücklich bzw. wann genau bin ich glücklich?
Diese Frage hat mich in den letzten Jahren gerade immer wieder im Kontext meines Unternehmerdaseins beschäftigt. Ad hoc würde ich die Frage beantworten: Ich bin glücklich, wenn ich am Meer sein kann. Ich bin glücklich, wenn wir zu zweit an einem wunderschönen Ort ein fantastisches Essen genießen können. Ich bin glücklich, wenn vieles im Business rund läuft. Ich bin glücklich, wenn die Natur saftig grün ist. Ich bin glücklich, wenn sich alles ganz leicht anfühlt und ganz ehrlich, die Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen.
Die Gegenfrage, die sich daraus für mich ergab: Bin ich dann nicht glücklich, wenn dies alles nicht ist, wenn es gerade kein Meer gibt, kein schönes Essen, keine Leichtigkeit und keine saftig grüne Natur?
MEINE ÜBERZEUGUNGEN FORMEN MEINE ICH-KULTUR
Aber was steckt denn nun genau hinter dieser Zufriedenheit und dem Glücklichsein. Natürlich ahnte ich, dass es wahrscheinlich irgendetwas mit mir ganz persönlich zu tun hat, mit meinem Innenleben, mit meinen Prägungen. Als Erstes las ich darüber, so wie ich es immer tue, wenn ich versuche, etwas zu durchdringen verschiedenste Bücher und buchte Lernprogramme, welche ich durchführte.
Und die am bedeutsamsten erworbenen Erkenntnisse waren, dass es die Überzeugungen sind, mit der wir ganz individuell die Welt um uns herum formen und daraus für uns eine förderliche oder nicht so förderliche ICH-Kultur erschaffen.
WIE KANN ICH MEINE INNERE MAUER EINREISSEN?
Rein verstandsmäßig war jetzt alles klar. Trotzdem irgendwie gelang es mir nicht, diese Erkenntnis auch praktisch umzusetzen. Das immer wieder rumschrauben an meinen tief verwurzelten Überzeugungen und Prägungen waren zwar wichtig für das Verstehen der Zusammenhänge, aber ich kam nicht weiter.
Daher rannte ich also weiter, kämpfte, versuchte Dinge herzustellen und machte immer wieder den Versuch, meine innere Mauer einzureißen. Aber sie riss nicht, zumindest nicht so.
Wann genau ich die entscheidende Erkenntnis hatte, kann ich gar nicht mehr bestimmen. Aber irgendwann ging mir im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht auf. Irgendeine innere Stimme drang nun endlich durch und flüsterte:
MEINE WIDERSPRÜCHLICHEN INNEREN STIMMEN
„Hör auf, deine Zufriedenheit und damit auch dein Glücklichsein immer wieder auf die Zukunft zu verschieben. Sei JETZT glücklich und zufrieden. Nimm das Leben in jedem Zeitpunkt mit Freude an.“
Sie flüsterte weiter: „Deine jahrelang angelegten Gedanken und Überzeugungen mögen deine heutige Realität erschaffen, dass gilt aber nur, wenn du diese Realität morgen weiterhin annehmen möchtest. Wie wäre es, wenn du nur noch Realitäten annimmst, wenn du dich in einem Zustand der Freude befindest.“
Natürlich meldete sich gleich eine andere innere Stimme in mir: „Ach ja, wie soll das denn gehen? Dann musst du dafür sorgen, dass alle Alltäglichkeiten Freude bereiten. Dann musst du aufhören immer nach dem Besonderen zu suchen. Willst du dies wirklich?“
Aber irgendwie dämmerte es mir, denn ohne Freude und Energie war mein Tank im Alltag permanent leer. Ich ignorierte es nur ständig. Aber eigentlich wusste ich tief im Inneren, dass dies ist der einzige Treibstoff, der mir weiterhelfen konnte.
Mir war klar, dass ich an meinem Realitätsmodell arbeiten musste. Ich war auch irgendwie nicht mehr bereit, das Glücklich- und Zufriedensein noch länger zu verschieben, bis ich mal irgendwo angekommen bin.
WIE ERSCHAFFE ICH EINE NEUE REALITÄT?
Ich hatte jetzt also eine sehr große Erkenntnis. Dennoch bewegte mich der Gedanke, da ich noch nicht genau wusste, welche Leitplanke ich mir im Alltag setzen konnte, um nicht erst viel zu euphorisch loszugehen, um dann doch wieder im alten Realitätskonstrukt zu landen.
Welches Futter konnte ich meiner neuen Realität geben, dass es daran festhält und nicht gleich wieder zurückläuft. Ich brauchte eine neue geistige Ausrichtung, eine weiterentwickelte Haltung zum Alltag und zum Leben. Dabei sollte alles eine gewisse Balance haben, um nicht gleich wieder ausufern. Dabei half mir folgendes Verständnis:
„Habe eine Vision und gern auch große Ziele. Aber verknüpfe dein Glücklich- und Zufriedensein nicht mit ihnen. Sei auch schon glücklich und zufrieden bevor du deine Vision und Zeile erreicht hast.“
MÖGE ICH DAS NIE AUS DEN AUGEN VERLIEREN
In der Vergangenheit herum zu dümpeln, was gestern alles nicht gut lief, wer sich gestern angeblich nicht richtig verhalten hat und sich dadurch von ihr definieren zu lassen, macht nicht den geringsten Sinn. Dies gilt auch für Zukunftsängste.
Nur im gegenwärtigen Augenblick befinden wir uns im Möglichkeitsfeld. Die weitere Entwicklung unseres Lebens hängt ausschließlich davon ab, wie ich mich in diesem Moment verhalte.
Wenn wir die Wirklichkeit und damit das Jetzt und Heute freudig annehmen können, kannst du von deiner Vision ständig vorangetrieben werden, aber es fühlt sich dann nicht wie ein Antreiben an. Sondern eher wie ein Spiel, das wir mögen. Zugleich darf unser Glück nicht an dieser Vision von der Zukunft gebunden sein. Glücklich und zufrieden darfst du schon beim Verfolgen deiner Vision sein und nicht erst, wenn sie Wirklichkeit geworden ist, weil wir eben alle in der Gegenwart verwurzelt sind.
Ich habe mittlerweile die Haltung integriert und vielleicht übe ich manchmal auch noch darin: Mein Glücklich- und Zufriedensein im Jetzt und die Vision von der Zukunft sind zwei existenzielle Zutaten, die für ein erfülltes Leben kombiniert werden können. Wichtig ist dabei deren Balance. Möge ich dies nie aus den Augen verlieren!
EIN ANSATZ DER ZUFRIEDENHEIT UND DREI GEGENSPIELER
Denn befindet sich dies nicht in der Balance, können dich womöglich folgende Zustände ereilen:
- Zu wenig im JETZT und zu wenig oder gar keine VISION:
In diesem Zustand sind wir weder im JETZT glücklich und zufrieden noch haben wir eine schöne Zukunftsvision.
In diesem Zustand bist du freudlos. Es gibt nichts, worauf du dich freuen kannst, worauf du einen positiven Ausblick hast. Dieser Zustand ist zermürbend und eigentlich kein Zustand in dem du länger verweilen solltest. Oft kommt es in dieser Verfassung auch zum Ausbrennen, zur Schwere und Niedergeschlagenheit.
- Gut im JETZT und im Moment, aber wenig oder gar keine VISION:
In diesem Zustand fühlen wir uns großartig, weil du nämlich im JETZT glücklich und zufrieden bist. Grundsätzlich ist es auch zu begrüßen, in solch einer Stimmungslage zu sein, z.B. wenn wir im Urlaub sind, ein tolles Konzert besucht haben, mit dem besten Freund einen Abend verbringen. Allerdings dürfen wir nicht vergessen Glücksgefühle sind flüchtig. Nur eine länger andauernde Erfüllung oder ein länger andauerndes Glückgefühl, welches sich daraus ergeben kann, einen Beitrag zu leisten, sich weiterzuentwickeln oder etwas zu tun, was von Bedeutung ist, kann uns eine glückliche oder erfüllende Beständigkeit ermöglichen.
- Große Zukunftvision, aber wenig im Jetzt und Hier:
Dies sind die Getriebenen und darüber könnte ich wahrscheinlich auch am meisten berichten. Viele Unternehmer*innen und Unternehmensvorreiter*innen, aber Unternehmensgestalter*innen befinden sich in diesem Zustand. Man verfolgt vielleicht große Ziele, hat seine Zufriedenheit und sein Lebensglück zu sehr daran gekoppelt. In großen Dimensionen zu denken und ganz tolle Dinge zu erreichen, ist toll, der damit verbundene Zustand allerding suboptimal, weil man unterwegs seine jetzige Lebensbejahung verlieren kann.
- Im JETZT glücklich und zufrieden zu sein, zugleich aber auch eine Vision von der Zukunft zu haben, die dich antreibt:
In diesem Zustand wirst du von der Vision angezogen, bist jedoch jetzt schon glücklich und zufrieden, obwohl sich die Zukunft noch gar nicht realisiert hat. Du empfindest ein Gefühl von Wachstum, Möglichkeit und Freude. Es geht dabei um eine Entdeckerreise und um einen Entwicklungsweg an sich – nicht weniger als um das Ziel an sich.
Entscheidend ist, dass wir unsere Zufriedenheit nicht vom Realisieren einer Vision abhängig machen. Zielorientierung ist zwar wichtig, aber wirklich Kraft und Stärke für den Erfolg zu haben, beruht auch auf der Zufriedenheit im Jetzt.
#newwork
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