AUFBRUCHSSTIMMUNG ERZEUGEN

Wenn uns plötzlich Dinge überrollen, Entwicklungen überraschen, Realitäten zusammenbrechen und es auch erst einmal keine Richtung gibt, dann sind rasche Reaktionen gefragt, ein praktisches Hands-on-Voranschreiten und das Ausprobieren ungewohnter Wege. All dies haben wir in den letzten Wochen realisieren können, ohne große Pläne, ohne stundenlange Meetingabstimmungen und ohne organisationale Strukturen. Ganz einfach aus unserem gesunden Menschenverstand,
aus unserer Intuition und aus unserer gemeinsamen Verantwortung heraus. Wir konnten alle hautnah miterleben: wie flexibel der Mensch ist und sein kann.

DER BEWEIS: AGILITÄT IST KEIN STRUKTURZUSTAND

Die Ereignisse der letzten Wochen macht deutlich, wie brüchig unsere Ordnungsprinzipien, Verfahren oder Methoden sind und wie fatal es sein kann, sich auf etablierte Prozesse und Abläufe zu verlassen. Die unerwartete Situation ließ uns so wundervoll erkennen, dass nicht die Organisationsstruktur der entscheidende Faktor ist, sondern eine Unternehmens- und
Führungskultur, die schnelle Entscheidungen trifft, neue Arbeitsumfelder ermöglicht und auf die Flexibilität und Kompetenz der Mitarbeiter setzt. Wir müssen doch spätestens jetzt zugeben, dass wir ohne ein Ausprobieren, Experimentieren, Nachjustieren und Anpassen dies nicht realisiert bekommen hätten. Es wäre nicht möglich gewesen.

Damit haben wir den Beweis, dass Agilität kein Strukturzustand ist, sondern eine Haltung. Menschen waren in den letzten Wochen flexibel, wendig, dynamisch und anpassungsfähig. Es ging darum sich morgen neu auf- und umzustellen, nicht erst in einer Woche oder zwei Monaten.

STARKE RICHTUNGSÄNDERUNG

Die letzten Wochen bescherten uns verschiedenste Verschiebungen, die in den „alten“ Zeiten nicht vorstellbar gewesen wären. Ca. 50 Prozent der Bevölkerung übte sich im Homeoffice. McDonald`s stellte seine zwangsweise nicht beschäftigten Mitarbeiter in den Dienst von Aldi. Armani und Prada produzierten plötzlich Atemmasken und Schutzanzüge und McLaren baute statt
Motoren Beatmungsgeräte. Diese Beispiele ließen sich noch unzählig fortsetzen. Die vergangenen Wochen haben uns gezeigt, wie brüchig unsere Wertschöpfungsketten sind und wie fatal es sein kann, sich auf etablierte Prozesse zu verlassen. Es ging um schnelle Anpassungsfähigkeit von möglichst vielen.

DER AUFPRALL DER REALITÄT

Bisher haben wir in den Unternehmen auf der Suche nach Orientierung und Klarheit mit hoch ausgereiften Planungs- und Budgetplänen reagiert. Ein Großteil der Mitarbeiter wurde dafür abgestellt mit bekannten Planungstools die Szenarien der Zukunft zu visualisieren. Es sollte gelingen durch Perfektion des bestehenden Vorgehens die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens abzusichern.
Aber müssen wir nicht jetzt ein wenig zugeben, dass je „kämpferischer“ und abgesicherter man die Planung oder Herstellung der Zukunft betreibt, umso härter könnte man den Aufprall in der Realität zu spüren bekommen. Dies heißt nicht, keine Ziele und keine Planung zu haben, nur wie viel davon.

UNSERE ANPASSUNGSFÄHIGKEIT IST GUT AUSGEBILDET

Schließlich gelangte nicht nur das Unternehmen, sondern auch die handelnden Personen im Unternehmen an einem Punkt, wo Komplexität nicht mehr beherrschbar ist und schon gar nicht mehr von wenigen Personen im Unternehmen. Gerade im Fall der Pandemie waren wir darauf angewiesen, dass möglichst viele sich anpassen können und dies gelang vielfach erstaunlich gut.

Wir sollten innehalten und uns fragen: Brauchen wir wirklich noch mehr Daten, brauchen wir wirklich noch mehr aufgesetzte Reportingstrukturen oder ein nur von wenigen beherrschbares Managementcockpit?
Oder brauchen wir eher eine vertrauensvolle und zuversichtliche Denk- und Handlungsweise im Umgang mit dem Unbeherrschbaren, den Unsicherheiten und dem Risiko. Brauchen wir eher eine Kultur des Vertrauens, der Gestaltung, der Verantwortung und der Potentialentfaltung, damit wir noch besser zusammenarbeiten und reifen können. Und vielleicht auch die Erkenntnis, dass es nicht gelingt, Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Robustheit eines Unternehmens
durch Effizienz zu optimieren?

EIN NÄHRBODEN, UM ENGER ZUSAMMENZUWACHSEN 

Die Pandemie macht klar, dass Sicherheit unsicher wird und man sich nie in scheinbarer Sicherheit wiegen kann, auch wenn sich dies viele Menschen wünschen. Allein diese Erkenntnis kann genutzt werden, um in der Gesamtheit innerhalb des Unternehmens jetzt wach zu bleiben.
Gestärkt aus der Krise hervorzugehen heißt, die Bereitschaft und Zuversicht weiterhin zu mobilisieren, um die Zukunft, die sich gerade vielfältig neu ausrichtet, aktiv zu gestalten. Die hinter uns liegenden Wochen sind auch ein Nährboden, um enger zusammenzuwachsen und die Krise als Aufbruchsstimmung zu nutzen – gemeinsam und im Zulassen von Vielfalt. Es mag
widersprüchlich klingen aber unternehmerische Vorsicht und mutiges Denken und Handeln dürfen sich in der Zukunft nicht mehr ausschließen.

 

#WIRKULTUR

 

 

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