Wir wissen nicht wann es endet. Vielleicht bekommen wir eine zweite Welle, vielleicht müssen wir uns dauerhaft auf eine strengere Abstandsregelung einstellen. Vielleicht wird unsere Sehnsucht nach Begegnung und Nähe gar nicht so schnell gestillt wie wir uns dies vielleicht wünschen.
Und trotzdem wird auf einmal Nähe trotz Abstand zu einem Erfolgsfaktor in den Unternehmen. Der eigentlichen Widersprüchlichkeit zu begegnen und daraus eine neue Kultur des Miteinanders zu etablieren wird zu einer großen Chance der neuen Arbeitswelt.

ES FEHLT IMMER NOCH ETWAS

Die Hoffnung auf das Zurück, auf echte reale Begegnungen schwindet in diesen Tagen wieder. Die Entwicklung macht uns noch deutlicher darauf aufmerksam: Es ist Zeit zu akzeptieren, dass wir trotz remote noch menschlicher werden müssen. Es muss uns gelingen, dass wir das, was wir in Begegnung doch manchmal ganz gut schaffen, die Nähe, die Verbundenheit und das Empathische nun doch auch in die Remote-Arbeit integrieren.

Oftmals höre ich, dass die heutige virtuelle Welt, einfach die physische Begegnung nicht ersetzen kann und natürlich gebe ich vielen Argumenten auch recht. Allerdings hilft uns die resignierte Positionierung in der eigentlichen Arbeit überhaupt nicht weiter. Mit dieser Einstellung werden wir uns nicht mal ansatzweise darum bemühen, die virtuelle Arbeitswelt anders zu beleben. Natürlich haben wir uns in den letzten Wochen ausprobiert und unsere Erfahrungen gemacht und wahrscheinlich haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass da etwas fehlt. Aber vielleicht fehlt auch etwas, weil wir der neuen virtuellen Arbeitswelt und ihren andersartigen Strukturen, Tools und Prozessen, trotzdem mit unserem geprägten Mustern und Erfahrungen begegnet sind. Wir haben das bisherige Mindset und die Verhaltensweisen genutzt, welche wir aus der bisherigen Arbeitswelt kennen.

Aus meiner Beobachtung heraus glaube ich, dass wir zu schnell aufgeben, dass wir nicht immer ausreichend bereit sind, jetzt – nach den ersten Erfahrungen – auch weiter zu gehen, auf der Suche bleiben, auf etwas, was wir vielleicht noch gar nicht kennen. Dies fällt uns schwer, denn am liebsten würden wir ja gern alle zurück. Zurück zu den gewohnten Strukturen und Mustern.

TROTZ FEHLENDER NÄHE MENSCHLICH BLEIBEN

Wie wäre es, wenn sich unsere Arbeit durch Corona für die nächsten 100 Jahre für immer verändert. Nach den heutigen Entwicklungen ist dies möglich und vielleicht sogar noch möglicher als andere Entwicklungen. Wenn wir uns dies vorstellen können, müssten wir uns fragen: Welche sind die Konsequenzen? Wird remote dann doch eher „das Normale“? Haben dann doch vielleicht 70 Prozent der Führungskräfte reine Remote-Teams? Wie managen wir Unternehmen mit 60.000, 6.000 oder 60 Remote-Mitarbeitern? Die Dimensionen, in der die plötzlich neue Arbeitswelt stattfindet, ist gewaltig.

Was dann gelingen muss, dass wir trotz nicht physischer Nähe menschlich bleiben. Auch wenn wir nicht zusammenkommen, bleiben die Mitarbeiter Menschen und wir müssen sie als Menschen führen. Heute erlebt man in vielen virtuellen Workforce-Planungen und Meetings, dass diese ausschließlich sachbezogen sind, dies ist oft viel zu transaktional. Es geht selten dann noch darum, wer hier gerade wirklich als Mensch im Meeting sitzt. Es geht selten noch darum, dass wir wahrnehmen und spüren mit welchen einzelnen Persönlichkeiten wir es eigentlich zu tun haben. Aber eigentlich geht es jetzt gerade um diese ehrlichen und zwischenmenschlichen Aspekte.

Diese ausschließliche Fokussierung auf die Task wird in einem dauerhaften Remote-Raum nicht haltbar sein, da sie den Erfolg eines Unternehmens schädigt. Jetzt könnten viele sagen, also doch wieder physisch treffen – ja vielleicht, aber wenn dies aus
den unterschiedlichsten Tatbeständen nicht möglich ist, dann muss ich doch weiter auf der Suche nach anderen Ansätzen bleiben, die mich gegebenenfalls noch einmal in eine andere verbesserte Lage des Miteinanders und WIR versetzen.

SPÜRBARES ERLEBEN UND KEINE BUZZWÖRTER

Erkennbar wird, dass wir uns stärker den Themen Vertrauen, Klarheit, Verbindlichkeit, Empathie und Mut nähern müssen und dies mit hoher Ehrlichkeit und einem spürbaren Erleben dieser Begriffe. Heute wird es existentiell, wenn ich weiter die kollektive Intelligenz, wenn ich weiter das WIR im Unternehmen für die Herausforderung des Marktes nutzen will, dass ich als Führungskraft mich ehrlich mit den o.g. Begriffen auseinandersetze und daran arbeite, wie ich sie mit meiner Persönlichkeit authentisch verbinden kann. Erst dann wird es gelingen sie wirksam werden zu lassen. Dies wird sich nicht einfach ergeben, wenn ich mir als Verantwortlicher dafür keine Zeit nehme.

Es muss in einer Remote-Arbeitswelt möglich werden, dass man genau über diese Themen offen, mit Leichtigkeit, ohne Bedenken und voller Transparenz sprechen kann. Und genau an diesem Punkt, sind wir noch nicht in vielen Unternehmen.

WIRKSAMKEIT ÜBER DIE EIGENE AUTHENTISCHE PERSÖNLICHKEIT

Und statt jetzt anzufangen gerade an diesen wertvollen Aspekten, die uns auch an vielen anderen Stellen enorm hilfreich sein können zu arbeiten, wünschen sich die meisten die alte Welt so schnell wie möglich zurück. Dann müssen wir uns mit den oft nicht richtig greifbaren subjektiv empfundenen Dingen auseinandersetzen. Aber genau da liegt das Potential.

Die große Schwierigkeit in dieser Situation ist allerdings, dass es leider nicht ausreicht, sich nur mit den fünf wichtigen Aspekten (Vertrauen, Verbindlichkeit, Empathie, Klarheit und Mut) auseinanderzusetzen, sondern es muss mir gelingen, dies mit meiner Persönlichkeit, mit meiner Authentizität zu verbinden, damit ich überhaupt eine Wirksamkeit ermöglichen kann.

MEINE ICH-ENTWICKLUNG WIRD NOCH RELEVANTER

In dem Fall sind wir dann oft bei der Persönlichkeit – der Ich-Entwicklung – der eigentlichen Führungskraft. Inwieweit vertraue ich mir selbst? inwieweit habe ich innere Klarheit und verfüge über ausreichend Mut? Meine eigene persönliche Reife als Führungskraft wird existenziell und ist unmittelbar mit meiner Authentizität verbunden.
Dabei stehen vier wesentliche Aspekte im Fokus:

Mein Charakter: Wie unabhängig kann ich von den Erwartungen, dem Einfluss und den Meinungen anderer mich positionieren? Wie klar bin ich?

Mein zwischenmenschlicher Stil: Wie gut kann ich mit Menschen umgehen, die andere Perspektiven und Meinungen haben als ich? Wie ist mein Menschenbild? Inwieweit kann ich trotz Unterschiedlichkeit einladen?

Mein Bewusstseinsfokus: Wie gut kenne ich meine eigenen Unterbewusstseins-Prozesse und kann diese steuern und in förderlichen Handlungen übersetzen? Wie gut kann ich vertrauen? Wie sehr kann ich wertschätzen?

Mein kognitiver Stil: Inwieweit steuern mich feste Annahmen und Überzeugungen? Inwieweit kann ich multiperspektivisch denken? Wie breit ist mein Weltbild?

Richten wir den Blick auf eine wertvolle menschliche Komponente – auf unsere eigene menschliche Reife, die gerade in der neuen Arbeitswelt für die Gestaltung von einem ehrlichen, offenen WIR so existenziell wird.

„Greift auf allen Ebenen die Entwicklung auf und wappnet Euch für die Zukunft.“ 

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