UNS SELBST AUSHALTEN

„Hoffentlich können wir bald wieder ins Büro. – Mir wird dies langsam zu viel mit dem zu Hause
sitzen. – Ich ertrage diese Stille alleine nicht mehr. – Richtig wohl und zufrieden fühle ich mich zu
Hause nicht mehr.“ Solch und ähnliche Stimmen höre ich in der dritten Woche des Home Offices
von Kunden und Freunden immer mehr. Einige halten es nicht mehr aus, auf sich, ihre Gefühle
und eigenen Stimmungen zurückgeworfen zu sein.

EMOTIONEN AUSBLENDEN

Gerade in der aktuell auferlegten Einsamkeit oder des Getrenntseins sind wir auf uns und auf
unsere Gefühle zurückgeworfen. Das kann eine überraschende, schmerzhafte, unangenehme,
aber auch beglückende Erfahrung sein, soweit wir unsere Emotionen zu lassen und erlauben. Dies
ist oft gar nicht so einfach, denn Emotionen zuzulassen, bedeutet auch, das Risiko einzugehen,
sich mit sich selber auseinanderzusetzen.

Gerade im Kontext der Arbeit, sind noch viele
Menschen eher geneigt, Emotionen auszublenden. Dabei nutzen sie die Argumentation:
Emotionen haben hier nichts zu suchen, die gehören nicht in meinem Job.

WIR VERWEHREN UNS DEM WACHSTUM

Und ob! Denn unterschwellig schwingen sie eh immer mit. Natürlich können wir unsere Emotionen
unterdrücken und uns eine Auseinandersetzung eher ersparen, aber wir verwehren uns damit
etwas sehr Wichtiges im Leben. Wir verwehren uns ein inneres Wachsen und Reifen. Wir
ermöglichen uns dadurch kein Werden zu der Person, die wir eigentlich seien könnten. Gerade
jetzt im Home Office ist es eine gute Gelegenheit den mutigen Schritt zu wagen, sich mit sich
selber und seinen eigenen Emotionen ein Stück intensiver auseinanderzusetzen. Die
Zurückgezogenheit ermöglicht uns dies.

Stellen wir uns unseren Emotionen, so machen wir die wundervolle Erfahrung, uns selbst
auszuhalten. Wir können dann wahrnehmen und spüren, dass uns vielleicht immer das emotionale
Rauschen von Wut, Zweifel oder Unsicherheit begleitet. Wir könnten aber auch erfahren, dass es
ein freudiges, glückliches und zufriedenes Schwingen in unserem Leben gibt.

UNSERE EMOTIONEN MÖCHTEN UNS ETWAS SAGEN

Die Auseinandersetzung mit seinen Emotionen und mit sich selbst geschieht natürlich nicht nur
durch die Stille und aktuell auferlegte Quarantäne, sondern auch in der Begegnung mit anderen.
Unsere Emotionen kochen ja zuweilen auch mal hoch, z.B. in dem Gespräch mit meinem Chef, mit
meinem Mitarbeiter oder in der Auseinandersetzung mit der anderen Abteilung.
Davon auszugehen, dies hätte doch seine volle Berechtigung, wäre zu schnell gedacht. Wir sollten
uns gerade in diesen Situationen unsere Emotionen eher genauer anschauen. Denn unsere

Emotionen sind unser Navigationssystems unseres Denkens. Wir sollten die Emotionen eher
fragen, was sie uns sagen möchten. Die Wut möchte uns sagen, dass wir uns ad hoc eher
abgrenzen und runterfahren sollten. Wenn wir empfindlich, getroffen oder beleidigt reagieren,
sollten wir uns fragen, auf welche ggf. „alten“ Verletzungen uns unsere Empfindung hinweisen will.

WIR WERDEN EMPFINDSAMER

Gerade jetzt unter der neuen Situation, mit neuem Stress, anderem Druck und einem zähen
Aushalten, werden starke und vielleicht ganz neue Emotionen in uns hochkommen. Emotionen die
uns vertraut sind – positiv wie negativ. Die uns vielleicht aber auch überraschen – positiv wie
negativ. Oder die uns antreiben, beruhigen und bestätigen.
Die aktuelle außergewöhnliche Situation macht uns empfindlicher, dünnhäutiger und achtsamer.
Diese Zeit kann uns vielleicht auch lehren, offener, ehrlicher und authentischer zu leben. Mit
anderen solidarischer umzugehen, sowie empfindsamer mit sich selbst.

LOHNENSWERTE ERKENNTIS

Wenn wir jetzt unsere Gefühle mehr wahrnehmen, sie nicht gleich kategorisieren nach „positiven“
und „negativen“, „guten“ und „schlechten“, sondern sie nur als meine eigenen Emotionen
betrachten und beobachten, wie wir mit ihnen umgehen, wie sie uns durch die außergewöhnliche
Zeit tragen und wie wir sie nutzen können, für uns und für andere, dann ist dies eine lohnenswerte
Erkenntnis aus dieser Zeit.
Zugleich sollten wir auf die Gefühle anderer achten, die wiederum auf ihre achten müssen. Je
mehr Personen von uns auf ihre Gefühle achten, ohne die konkreten Faktenlage zu ignorieren,
desto stärker werden wir durch diese außergewöhnliche Situation kommen. Eine Widerentdeckung
der Aufmerksamkeit auf die eigenen Gefühle, die am Anfang schmerzhaft seien können, wäre eine
wichtige Erfahrung und bedeutsamer Moment für und nach dieser Zeit.

#SELBSTFÜHRUNGSKULTUR

 

 

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